Eine Insel im Wald
Inspiration,  Outdoor

Eine Insel im Wald – das Leben als Aussteiger

Wer hat nicht einmal davon geträumt aus dem Alltag auszubrechen und ein vollkommen unabhängiges Leben zur führen? Solche Menschen strahlen eine gewisse Faszination aus weil sie vollkommen selbstbestimmt leben.

Filme wie Into The Wild oder Das erstaunliche Leben des Walter Mitty haben das Thema Aussteiger aufgegriffen und unterhaltsam für die Allgemeinheit aufbereitet. Viel interessanter sind jedoch Beispiele aus der Realität.

Ludwig Schuhmacher: Von Schwaben über das Münsterland nach Afrika

Vor einiger Zeit erzählte mir jemand, dass in der Nähe meiner Laufstrecke ein Mann im Wald leben würde. Er alleine mit 3 Hunden in zwei Zelten, wovon eines für seine Bildhauer Arbeiten diente. Die Bewohner des nahe gelegenen Wohngebiets respektierten seine Lebensweise, manche brachten ihm gelegentlich etwas zu essen und erkundigten sich nach seinem Wohlbefinden. Von 2002 bis 2010 verweilte “Ludwig” an diesen Ort, bis es an der Zeit war mit Pferd und Planwagen in Richtung Afrika aufzubrechen.

Die “Allgemeine Zeitung” berichtete davon:

Ludwig Schumacher. 65 Jahre. 1944 in Jugoslawien geboren. Im Schwabenland aufgewachsen. In München Bildhauerei studiert. Mit 35 losgegangen. “Der Anlass war eine Befürchtung”, berichtet er: “Dass die Menschen in Gefahr sind, wenn es so weiter geht.” Übermäßiger Konsum, unverantwortliches Handeln – er wollte ein Zeichen setzen. Mit der Natur leben, nicht gegen sie.

(…) Heute vor 30 Jahren war sein großer Aufbruch. Es war der 2. Februar, so wie heute – der Tag, an dem er weiter will. Nach Afrika. “Ich bin in Coesfeld gefordert und gefördert worden”, sagt er. “Jetzt ist es an der Zeit, aufzubrechen.”

Im Einklang mit Familie und Pferd

Olli Junker-Matthes lebt mit seiner Frau und 3 Kindern auf einem kleinen Bauernhof in Bad Berleburg bei Siegen, mitten im Wald und fast komplett ohne Strom. Da er nicht alleine von der Landwirtschaft leben kann ist er nebenbei als Holzrücker beschäftigt, seine treuste Arbeitskollegin ist das Pferd Rosa. Der WDR hat die Familie Junker-Matthes begleitet und daraus eine sehenswerte Dokumentation gemacht.

Es gibt viele Gründe warum Menschen sich dazu entscheiden ein kein „konventionelles“ Leben zu führen. Karriere, Haus, Fernreisen, Autos sind in unserer Gesellschaft immer noch als ein Zeichen von Wohlstand und das man es im Leben zu etwas gebracht hat. Aber ist man dadurch ein freier und glücklicher Menschen? Sicher nicht.

Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.

Friedrich Nietzsche

Aussteiger leben krisensicher

Wie und unsere Gesellschaft hat jahrelang am Limit gelebt. Es wurde gespart, rationalisiert, optimiert, outgesourced und kaum tritt eine Energiekrise ein, steht unserer ganzer Wohlstand kurz vor dem Kollaps.

Menschen die sich freiwillig einschränken, mit wenigen Mitteln im Leben zurecht zu kommen und sich nicht abhängig gemacht haben, sind nicht so stark von äußeren Faktoren abhängig. Das Leben hängt nicht gleich am seidenen Faden wenn die Welt ins Stocken gerät.

Man muss ja nicht gleich alles hinschmeißen und ein Leben als einsamer Wolf im Wald führen. Oftmals reicht es schon seinen Besitz zu minimieren.

6 Kommentare

  • Berto

    Ja, solche Aussteiger sind einerseits interessant, weil sie manchmal so leben, wie man es sich manchmal gar nicht vorstellen kann und vielleicht im Stillen wünscht – ohne die Folgen mitzudenken.
    Austteiger können auch Leid verursachen mit ihrer „Konsequenz“, wenn zum Beispiel Familie involviert ist. Ludwig Schumacher hatte Familie – für die war sein Aussteigen sicher nicht nur Zuckerschlecken. Denen ist schlichtweg der Vater abhanden gekommen, auf einer Mission, die sicher nicht immer nachvollziehbar war in ihrem Eifer.
    Ich frage mich, ob er inzwischen in Afrika angekommen ist, wie weit er kam.
    Bis Ebola oder nur bis in die Wirren des arabischen Frühlings?
    Hoffentlich weitab von beidem.

    • Pooly

      Hmm. Also diesen Aspekt hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht so wirklich berücksichtigt. Mir ist jetzt auch nicht genau die Biographie von L. Schuhmacher bekannt, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen die derart konsequent handeln, nicht gerade „diplomatisch“ sind und sehr eigensinnig handeln.

  • Judith

    Hallo Pooly,

    sehr interessanter Artikel zum Thema Aussteiger.
    Auch ich würde das gerne mal machen (wenn auch sicher nur auf kurze Zeit).
    Ich glaube man lernt auch einfach sehr viel über sich selbst und worauf es im Leben wirklich ankommt.
    Ich denke vorher unterschätzt man dieses Leben sehr. Wahrscheinlich weiß man nach so einer Erfahrung erst mal wieder viele Dinge im Leben richtig zu schätzen.

  • Ralf

    Hallo,

    ich habe Ludwig 2010 kennen gelernt. Er ist weiß Gott kein Spinner. Ein äußerst liebenswerter und einfühlsamer Mensch. Er hat hier im Münsterland 4 Jahre an drei verschiedenen abgeschiedenen Orten gelebt. Ich hatte die Ehre in kennen zu lernen. Seine Bildhauerarbeiten findet man überall, wo er für einige Zeit gelebt hat. So auch in Südamerika und im Moskauer HBF.

  • Marcel

    Mein Name ist MARCEL ich suche eine Gemeinschaft die das einfache Leben als Befreiung ansieht und Akzeptanz gegenüber anderst denkenden in der freien Lenben’s Wahl
    lässt.
    Ich Suche Menschen die klar im Kopf sind keine Drogen aber trotzdem Fantasie und Lebensfreude besitzen,auch wenn es vielleicht schwer sein wird diese Wege gemeinsam zumeistern ich möchte gerne diese Leben führen die Konsumgesellschaft hinter mich lassen ich weis ganz ohne geht es nicht aber sich zumindestens einwenig freier im Kopf fühlen das sollte doch drin sein.

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