Laufen

Der ganz normale 20 Km Wahnsinn

Den ganzen Vormittag bin ich mir nicht sicher ob ich laufen gehen soll. Kurz nach Mittag packt mich plötzlich die Lust: etwas Wasser, schnell noch eine Banane reinschieben, Laufklamotten anziehen. Auf Musik habe ich keinen Bock. Jetzt kann es nicht schnell genug los gehen.

Zwischen Tür und Angel stelle ich fest, dass meine Laufuhr noch einmal an das Ladegerät muss. Die Zeit vertreibe ich mir ein wenig auf dem Pott und schaue mir auf Instagram die schöne heile Laufwelt an. Wie fit und agil dort alle aussehen…

20 Minuten später kann es endlich los gehen. Gleich zu Beginn versuche ich meinen Rhythmus finden, muss aber ständig den Fußgängern und Radfahrern auf der Innenstadt-Promenade ausweichen. Irgendwie nerven mich heute die Menschen, dafür genieße ich den leichten Regen. Top Laufwetter!

Nach 3 Kilometern wird es ruhiger und ich finde zu mir. Spontan entschiede ich mich in Richtung Schloss Varlar zu laufen. Eigentlich eine tolle Kulisse um ein Instagram Laufselfie zu machen. Dann lasse ich es doch sein weil zu viele Spaziergänger unterwegs sind und ich mir dabei irgendwie blöd vorkomme.

Vöglein auf der Weide

Nach 10 Kilometern wird es ziemlich einsam, doch plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein ziemlich großer Greifvogel sitzt nur wenige Meter vor mir auf einen Pfahl und scheint auf der Jagd zu sein. Werden Läufer nicht öfters von solchen Vögeln angegriffen? Ich biege einfach ab in der Hoffnung nicht entdeckt zu werden.

Ich komme von der Route ab und muss zwischen den Äckern auf eine Parallelstraße laufen. 2 Kilometer Umweg; nur wegen dem blöden Vogel.

Wieder in Gedanken versunken denke ich über den weiteren Streckenverlauf nach. Plötzlich fällt mir ein, dass gleich ein Bauernhof mit einem ziemlich wilden Hofhund kommen müsste. Wieder mache ich einen Schlenker und muss im Regen auf dem Seitenstreifen einer viel befahrenen Bundesstraße entlang laufen.

Scheiß Laufwetter – mehr Tristesse geht nicht. 2 Kilometer mehr; nur wegen dem blöden Hund.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich wieder die richtige Route. Schon wieder ein Streckenabschnitt bei dem ein Hofhund lauern könnte. Ist mir diesmal egal. Ich will nach Hause.

Dann erscheint endlich der Kreuzweg. Hier sind trotzdem des schlechten Wetters viele Menschen unterwegs. Wie frisch und lebendig die anderen Läufer durch die Büsche hüpfen. Sieht man mir an, dass ich schon 20 Kilometer hinter mir habe?

Das Bier knallt

Meine Füße brennen und die letzten Minuten kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Etwas Musik wäre jetzt doch ganz schön. Ich habe keinen Bock mehr, pausiere kurz und mache noch mein Laufbild.

Zuhause angekommen sind es dank Hund und Vogel 24 Kilometer geworden. Anschließend gönne ich mir in der heißen Badewanne ein Bier. Knallt wie Sau! Zeitgleich poste ich mein Foto auf Instagram und wunder mich wie agil ich wirke.

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