Laufen

Erfahrungsbericht: Die Garmin Fenix 6 Pro

Vor einigen Wochen ist die 6. Genreration der Garmin Fenix auf den Markt gekommen und natürlich gibt es schon zahlreiche Testberichte zu dieser Premium-Sportuhr.

Da die technischen Neuerungen gegenüber der Fenix 5 Plus (hier mein Testbericht) nicht allzu gravierend sind, will ich hier meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Fenix 6 Pro wiedergeben. Ich habe die Uhr über mehrere Wochen 24/7 getragen und überwiegend als Lauf- und Wanderuhr eingesetzt.

Verwirrend: die Auswahl an Modellen

Die Auswahl der unterschiedlichen Fenix 6 Modelle ist äußerst unübersichtlich. Ich habe mal die wichtigsten Unterscheide zusammengefasst, die kleinere 6S habe ich dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

Fenix 6
47 (mm)
– kein WLAN
– keinen Musikplayer
– keinen Karten
– 32MB Speicher
– keine Saphirglas-Variante
Fenix 6 Pro
(47mm)
+ WLAN
+ Musikplayer
+ mit Karten
+ 64MB Speicher
+/- wahlweise mit Saphirglas
Fenix 6 X Pro
(51mm)
+ WLAN
+ Musikplayer
+ mit Karten
+ 64MB Speicher
+/- Saphirglas aber ohne Solar
+/- Solar aber ohne Saphirglas

Der unmittelbare Nachfolger für die Fenix 5 Plus ist die Fenix 6 Pro und in meinen Augen die sinnvollste Variante. Ob man Saphirglas benötigt oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin mit der „normalen“ Gorilla-Glas Version immer bestens zurecht gekommen und habe nie irgendwelche Kratzer bekommen.

Verarbeitung, Design, Tragegefühl

Wie gewohnt ist die Verarbeitung der Fenix hervorragend. Das Gehäuse ist fast jeder Outdoor Situation gewachsen. Je nach Ausführung der Uhr variieren die Farben, die Standard 6 Pro gibt es nur in Schwarz und gefällt mir ausgesprochen gut. Zum Design muss ich eigentlich auch nicht viele Worte verlieren: für mich gibt es keine schönere Sportuhr.

Das Tragegefühl ist sehr angenehm. Im Vergleich zu der 5 Plus sind die Maße identisch geblieben, dafür sind die Displayränder ein wenig schmaler geworden. Die Anzeigegröße beträgt jetzt 1,30 Zoll (33,02mm), vorher waren es 1,20 Zoll (30.4mm). Ein sichtbarer Mehrwert im täglichen Gebrauch. Außerdem ist das Gehäuse 1,1 mm dünner geworden, die 3 Gramm Gewichtsverlust machen sich auch bemerkbar.

Fenix 5 Plus (links) / Fenix 6 Plus (rechts)

Das MIP-Display (Memory in Pixel) hat eine etwas höhere Auflösung bekommen und lässt sich wirklich sehr gut ablesen. Wirklich hochauflösend ist es nicht, aber es reicht aus um z.B. die Karten gut ablesbar darstellen zu können. Nur sobald es etwas dunkler wird kann man ohne Hintergrundbeleuchtung nur sehr schwer etwas erkennen.

Bedienung & Funktionen

Die Fenix lässt sich nach wie vor nur über die 5 Knöpfe bedienen, einen Touchscreen gibt es nicht. Auch wenn dieser in manchen Situationen wie z.B. beim zoomen der Karte komfortabler wäre, muss ich keinen haben. Bei der Apple Watch musste ich ständig auf das Display schauen um den richtigen Button zu treffen.

3 der 5 Knöpfe.

Garmin hat die die Menüführung ein wenig überarbeitet, auch die Widgets wurden übersichtlicher gestaltet. Alles sinnvolle Verbesserungen welche die Bedienung noch einmal erleichtern. Die kleinen Verbesserungen wären mit Sicherheit kein Problem für die 5Plus, aber erfahrungsgemäß gibt es von Garmin fast keine Updates für ältere Geräte.

Neue Widget-Ansicht.

Der Funktionsumfang der Uhr lässt keine Wünsche offen und würde hier ein wenig den Rahmen sprengen. Alle technischen Details sind auf der Garmin Produktseite zu finden. Wirklich neu ist das Pulsoximeter, welches vorher nur in den teuren Fenix Modellen verbaut war, die Ski-Karten, sowie ClimbPro und PacePro. Das sind jetzt alles Dinge die ein reiner Freizeitläufer nicht unbedingt braucht.

Es ist so, dass es so viele Sportarten gibt die ich natürlich nicht alle ausprobieren kann. Die Lauf- und Radfahrfunktionen sind sehr gut. Zu der Schwimmfunktion kann ich leider noch nichts sagen, denke aber das diese genau so gut wie der 5 Plus ist. Was ich schon recht cool finde: beim Krafttraining werden die Sätze mitgezählt. Wenn man seine Übung sauber absolviert ist die Zählung ziemlich genau.

Das Einrichten der Fenix 6 Pro geschieht wie gewohnt mit der Garmin Connect App. Ich selber bevorzuge zum konfigurieren die Garmin Express Software am PC, was deutlich schneller geht. Schön ist das alles wirklich nicht, aber es funktioniert (meistens) gut.

Garmin hat glücklicherweise kein Wear OS auf seinen Uhren, sondern ein eigenes OS was plattformunabhängig funktioniert. In Kombination mit iOS gibt es hier und da kleine Einschränkungen die aber nicht stören.

Konnektivität

Alle Grundfunktionen wie Aktivitäten aufzeichnen, Musik hören, und Navigation lassen sich unabhängig vom Smartphone nutzen. Viele zusätzliche Apps und Widgets sind jedoch auf eine Bluetooth-Verbindung mit dem Telefon angewiesen.

Bei meiner Fenix 5 Plus hatte ich des öfteren Probleme mit der Synchronisation die mich wirklich genervt haben. Die Datenübertragung via Bluetooth läuft bei der Fenix 6 etwas besser, nur selten gab es irgendwelche Aussetzer. Ansonsten gibt es ja noch die Möglichkeit einer WLAN-Verbindung.

Das GPS: eine kleine Enttäuschung

Die GPS Verbindung ist zuverlässig, irgendwelche Abbrüche habe ich bisher nicht erlebt. Nur bei der Genauigkeit hat die Fenix 6 „manchmal“ ihre Probleme.

Auf dem Bild ist meine Laufstrecke größtenteils durch ein Waldgebiet verlaufen, wie man unschwer erkennen kann gab es Abweichungen, an anderer Stelle war das GPS wieder relativ genau. Ich würde sagen das es sich hier um vertretbare Werte handelt.

Im Wald sind Abweichungen zu sehen.

Bei einem direkten Vergleich mit der Apple Watch Series 5 hat die Fenix schlechter abgeschnitten. Teilweise verlief die Strecke auf der falschen Straßenseite.

Die Fenix 6 hat hier Probleme mit der richtigen Straßenseite.

Auch im direkten Vergleich mit dem iPhone 11 Strava App) zeigt das GPS der Fenix an manchen Stellen ziemliche deutliche Abweichungen.

Auch hier Ausreißer.

Angeblich soll das Signal besser sein wenn man in den Einstellungen die GPS Abfrage auf 1 Sekunde stellt. Davon habe ich nichts gemerkt, auch das wechseln zwischen Glonass und Galileo brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Ich habe mal eine GPS Datei zum Download bereitgestellt (Rechtsklick -> Speichern unter…), dann könnt ihr euch selber ein Bild machen und entscheiden wie gut das GPS ist.

Zu der Thematik gibt es auch einige Foren- und Blogbeiträge die nicht besonders positiv ausfallen:

Garmin Fenix 6 Pro Accuracy – GPS, GLONASS, oHR and Elevation
Unfortunately for the Garmin Fenix 6, this was my ‘proper’ GPS running test and it scored 62% which is definitely POOR. In comparison, on a different day but exact same test methodology, the AMBIT got 85%. So a really quite big difference and this result is NOT up to Garmin’s normally ‘good’ standards. (Garmin never seem to score ‘excellent’).

the5krunner.com

GPS Genauigkeit ist eine reine Katastrophe
Die GPS Genauigkeit ist eine reine Katastrophe. Die Abweichungen zu meinem Smartphone(rot) gegenüber der fenix 6x sind eklatant um nicht zu sagen unbrauchbar.

Garmin Forum

Von einer Katastrophe will ich nicht sprechen, da letzen Endes die Kilometeranzahl stimmt. Angesichts des Preises habe ich aber mehr erwartet. Woran es liegen kann ist reine Spekulation, es gibt mehrere Möglichkeiten:

– das Aluminiumgehäuse schirmt das GPS Signal zu sehr ab
– der verbaute Sony Sensor ist einfach schlecht
– das GPS Signal ist „nur“ ein Softwareproblem

Pulsmessung, Fitnesstracker, Musik & Karten

Die optische Herzfrequenzmessung funktioniert gut, sodass die Meisten mit Sicherheit keinen zusätzlichen Brustgurt benötigen. Natürlich können auch Bluetooth und ANT+ Brustgurte mit der Uhr sprechen. Die integrierte Fitnesstracker verrichtet solide seinen Dienst. Die Schlafmessung ist nach wie vor ungenau, teilweise habe ich Abweichungen von über 1 Stunde vor und nach dem Schlafen. Die ganzen Berechnungen passen schon irgendwie, ich bin aber immer etwas skeptisch bei der Genauigkeit. Eine Sturzerkennung mit Notruf-Funktion gibt es auch, die ich schon einmal genauer getestet habe.

Rückseite mit neuen Sensoren.

Ich nutze die Karten- und Navigationsfunktion am liebsten beim Wandern. Die Routenberechnung dauert manchmal ein wenig, hier ein kleiner Tipp: nicht gleich allee Karten auf die Uhr laden. Das Kartenmaterial ist schon ziemlich gut und detailliert.

Die Navigation funktioniert gut.

Auf dem kleinen Bildschirm der Uhr hat man natürlich keine großen Kartenausschnitte, in manchen Situationen habe ich mich dabei ertappt doch auf das Smartphone zu schauen. Trotzdem ein wirklich hilfreiches und auch zuverlässiges Feature was ich nicht mehr missen möchte. Das Round Trip Routing nutze ich so gut wie nie, die Berechnung der Routen dauert auch bei der Fenix 6 ziemlich lange.

Den integrierten Musikplayer nutze ich fast bei jedem Lauf. Entweder lädt man seine MP3 Dateien mit Kabel und Garmin Express Software auf die Uhr (DRM beachten!) oder nutzt über WLAN Spotify, Deezer und Amazon Music. Die besten Erfahrungen habe ich mit Spotify gemacht. Kopfhörer werden natürlich via Bluetooth verbunden und lassen sich auch schnell koppeln.

Musik liegt in der Luft.

Akkulaufzeit

Garmin hat der Fenix 6 ein neues Energiemanagement verpasst. Im Power Manager kann man jetzt z.B. seinen eigenen Energiesparmodus konfigurieren, was ggf. die Akkulaufzeit erheblich verlängert.

Batterielaufzeit (offizielle Angaben)
Smartwatch14 Tage
GPS36 Stunden
GPS + Musik10 Stunden
Max Battery GPS Modus28 Tage
Batteriespar-Modus48 Tage

Die von Garmin gemachten Angaben beziehen sich natürlich auf optionale Bedingungen, sind aber nicht ganz unrealistisch. Letzten Endes hängt alles vom eigenen Nutzungsverhalten ab. Nutze ich die Uhr im normalen Modus mit Smartphone-Benachrichtigungen und zeichne zweimal in der Woche einen Lauf auf, komme ich auf eine Laufzeit von 4 bis 5 Tagen.

Dien neue Energiemodi

Ich will meine Sportuhr nicht jeden oder jeden zweiten Tag aufladen. Genauso wenig will ich mir jedesmal Gedanken darüber machen, ob ich die Uhr vor einer Aktivität noch einmal ans Netz anschließen muss. Mit der Fenix alles kein Problem.

Was mir noch aufgefallen ist: ich habe zwei Ladekabel und beide Seiten nicht besonders fest am Ladeanschluss der Uhr. Die Uhr während einer Aktivität aufzuladen gestaltet sich äußerst schwierig. Ich muss das mal weiter bobachten, wenn es noch schlimmer wird wende ich mich an den Garmin Support.

Für wen lohnt sich eine Fenix 6 Pro?

Man muss ich immer im klaren darüber das die Garmin Fenix eine Premium-Sportuhr ist. Ich glaube das die Wenigsten alle Funktionen dieser Uhr nutzen werden, wer eine reine Laufuhr oder einen Schrittzähler sucht wird mit anderen Modellen glücklicher und bezahlt deutlich weniger.

Wer eine möglichst vielseitige Sport- und Outdooruhr mit Navigation und Offlinekarten sucht könnte bei der Fenix 6 schwach werden. Ich bin z.B. jemand der viel läuft, gelegentlich ein paar Gewichte hebt, gerne Wanderrouten plant und wenn es sich anbietet im Meer schwimmen geht – für mich ist die Fenix eine kleine eierlegende Wollmilchsau.

Es soll aber auch Menschen geben die aus rein optischen Gründen eine Fenix haben wollen, was ich sogar nachvollziehen kann.

Fenix 6 Pro oder 5 Plus?

Letztes Jahr habe ich schon die Fenix 5 Plus getestet und im direkten Vergleich zu der 6 Pro wurde nicht wirklich viel verbessert. Angesichts des Preisunterschieds ist die 5 Plus eine ernstzunehmende Alternative.

Einige Software-Features der 6 Pro würden mit Sicherheit auch auf der 5 Plus funktionieren. Ich glaube aber nicht das Garmin daran interessiert ist ältere Geräte mit neuen Features auszustatten. Ganz einfache Sache: wer Geld sparen will kann auch eine 5 Plus kaufen.

Fazit

Keine Frage: die Fenix 6 Pro ist eine tolle und vielseitige Uhr die sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen kann. Auch wenn die Uhr gerne als Smartwatch angepriesen wird, ist die Fenix eine Outdooruhr mit smarten Features.

Ein Wermutstropfen ist das manchmal recht ungenaue GPS Signal. Da habe ich mehr erwartet und kann mir gut vorstellen das diese Kernfunktion ein Minuspunkt bei vielen Käufern ist. Vielleicht kann Garmin mit einem Softwareupdate nachbessern…

GPS hin oder her; die UVP von Garmin ist mit 699,99€ viel zu hoch. Einige Händler im Internet bieten die Fenix 6 Pro für unter 600€ an, was immer noch viel Geld ist, aber deutlich realistischer als die UVP.

Kann man die Fenix 6 Plus empfehlen? Natürlich. Muss man die Uhr unbedingt haben? Nein.

6 Kommentare

  • Michael

    Hallo
    Hast du sie jemals auch bei Skifahren getestet? Da bin ich nicht wirklich zufrieden, speziell, was den Kalorienverbrauch angeht. Kann mir nicht vorstellen, dass ich bei mehr als 5 Stunden auf der Piste nur 250kcl verbraucht habe.

    • Daniel

      Nein ich fahre überhaupt keinen Ski. Meine Begeisterung für die Uhr hat auch ziemlich schnell nachgelassen. Das GPS ist sehr ungenau – für den Preis kann man mehr erwarten.

      • MaryAnn

        Ich sollte Dein Bericht vor dem Kauf meiner Fenix 6 Pro lesen.
        Wollte etwas besseres als meine Forerunner 235 haben. Aber die GPS-Ungenauigkeit ärgert mich tierisch. Tempo springt up/down, gleiche Strecke (12 km) kann bis zu 300-400 m kürzer oder länger sein.
        Und das heisst, dass auch bei Skifahren werde ich noch mehr nervös sein.

  • Rabi

    Hey, handelt es sich bei den Fotos mit den Karten jeweils um die Garmin Fenix 6 Pro (nicht 6X Pro)? Genügt die 6 Pro für die Kartenanzeige / Kartennavigation, oder empfiehlt sich dafür eher die 6X Pro?

    • Daniel

      Hallo Rabi,

      diese ganzen Modellbezeichnungen sind bei Garmin äußerst verwirrend. Da muss ich selber immer wieder schauen wo die Unterschiede sind.

      Die Fenix 6 Pro ist mit Kartenanzeige und reicht in meinen Augen vollkommen aus. Die 6X ist ja auch noch größer und die Fenix ist schon so keine kleine Uhr.
      Die silberne Uhr auf den Bildern ist eine Fenix 5 Plus.

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